Berlin Geschichten Familie Leber
Torgauer Straße 24-25, 10829 Berlin
1937 wird der Sozialdemokrat und Reichstagsabgeordnete Julius Leber nach mehreren KZ-Aufenthalten seit seiner Verhaftung 1933 aus dem KZ Sachsenhausen entlassen. Freunde vermitteln ihn in die Schöneberger Kohlenhandlung „Bruno Mayer Nachf.“
1944 steht Julius Leber im Zentrum der Verschwörung gegen das NS-Regime. Seine Kohlenhandlung wird zu einem der Treffpunkte des Widerstandes, führende Köpfe des Kreisauer Kreises und des militärischen Widerstandes kommen hierher. „Verschwörerbude“, nannte sie der spätere Bundespräsident Theodor Heuss nach dem Krieg. Bereits vor dem geplanten Attentat vom 20. Juli wird Leber von der Gestapo in der Kohlenhandlung verhaftet. Er wird am 5. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Annedore Leber sichert nach der Verhaftung ihres Mannes die wirtschaftliche Existenz der Familie. Mit ungeheurer Energie kämpft sie um die Freiheit ihres Mannes. Nach der erneuten Verhaftung Julius Lebers im Juli 1944 wird sie ebenfalls kurzzeitig in Haft genommen. Ihre Kinder kommen zwangsweise in eine fremde Familie. Nach ihrer Freilassung kann Annedore Leber ihren Mann vor seiner Hinrichtung noch mehrmals im Gefängnis besuchen.
Nach 1945 setzte sie sich leidenschaftlich dafür ein, dass die Ideen des Widerstandes nicht vergessen werden. Als Politikerin in der SPD, als Mitherausgeberin der SPDnahen Zeitung „Telegraf“ und Herausgeberin ihrer eigenen Zeitschrift „Mosaik“, als Autorin, Journalistin und Verlegerin sind Frauen und Jugendliche ihre besondere Zielgruppe. Zugleich baut sie die im Krieg zerstörte Kohlenhandlung wieder auf, in deren Räumen auch ihr Verlag seinen Sitz findet. 1968 stirbt Annedore Leber und wird auf dem Zehlendorfer Waldfriedhof beigesetzt.
Im Gebäude der ehemaligen Kohlenhandlung in der Torgauer Straße in Schöneberg soll ein Lern- und Gedenkort entstehen.
© Egon Zweigart