Berlin Geschichten Familie Landsberger
Apostel-Paulus-Str. 26, 10823 Berlin
Als Kurt Landsberger 2011 dieses Foto schickt, ist sofort klar, in welcher Etage seine Familie in der Apostel-Paulus-Str. 26 gewohnt hat. Jeder Balkon ist durch seine besondere Gestaltung eindeutig zuzuordnen.
1933 ist die Familie Landsberger aus der Schöneberger Crellestraße in die Apostel-Paulus-Straße gezogen. Anfangs besuchen die drei Kinder Kurt, Inge und Gerd die umliegenden Schulen, aber die politischen Verhältnisse ändern sich bald. Am 9. November 1938 wird Richard Landsberger hier im Haus von der Gestapo verhaftet. Dank seines noch gültigen Touristenvisums für die USA kommt er Ende Dezember aus dem KZ Sachsenhausen frei, mit der Auflage, Deutschland sofort zu verlassen. Er flieht Anfang Januar 1939 in die USA. Zuvor macht man noch ein Familienfoto. Man weiß ja nicht, ob man sich wirklich wiedersieht, aber man hofft es. Ein Jahr später, im Februar 1940, folgt seine Frau Johanna Landsberger mit den Kindern. Ihre Visa für die USA sind gerade noch rechtzeitig gekommen. Was für ein Glück. Zurück in der Wohnung bleibt Richards Bruder Franz Landsberger. Nur kurze Zeit später steht erneut die Gestapo vor der Tür, um den 17-jährigen Kurt abzuholen, wie Franz seinem Bruder Richard in New York mitteilt. Nur gut, dass Kurt da schon auf dem Weg in die USA ist. Franz Landsberger selbst kann nicht mehr fliehen. Er wird im September 1942 nach Raasiku deportiert und dort ermordet.