Frankfurt Geschichten Familie Beit von Speyer
Kennedyallee 70, 60596 Frankfurt am Main
Der historische Teil des heutigen Luxushotels Villa Kennedy in Frankfurt am Main (heutige Adresse Kennedyallee 70) war ursprünglich das Wohnhaus der jüdischen Familie Beit von Speyer – und wurde im 2. Weltkrieg zu einem Ort ‚kriegswichtiger Strahlenforschung‘.
Lucie Beit, geborene Speyer, kam über den Tod ihres ältesten Sohnes im 1. Weltkrieg nicht hinweg und starb 1918. Eduard Beit von Speyer starb im März 1933, die drei noch lebenden Kinder emigrierten, die Villa blieb.
Die Stadt Frankfurt begann, sich für das Gebäude zu interessieren, zu dem ein Grundstück mit über 8.000 qm gehörte. Sie wollte ein Kaiser-Wilhelm-Institut in die Stadt locken und dafür die Villa samt Park zur Verfügung stellen. Die Erben bekamen die Immobilie unter Druck und unter Wert abgepresst. So klappte der geplante Deal und das ‚Kaiser-Wilhelm-Institut für Biophysik‘ konnte dort 1938 einziehen. Während des 2. Weltkrieges wurde dort ein Bunker gebaut und kriegswichtige Strahlenforschung betrieben.
1948 entschädigte die Stadt die Erben mit 150.000 DM. Was das Grundstück allerdings wirklich wert war, zeigte sich im Jahr 2000, als das mittlerweile in ‚Max-Plank-Institut für Biophysik‘ umbenannte Institut auf den naturwissenschaftlichen Campus der Universität Frankfurt umzog: Die Stadt verkaufte das Gelände für 180 Millionen DM an einen privaten Investor.
Dies war kein Einzelfall. Der Stadtteilhistoriker der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Dieter Wesp entdeckte im Institut für Stadtgeschichte
eine Liste, die insgesamt 170 Immobilien umfasst, welche die Stadt sich im Nationalsozialismus angeeignet hatte.
Bislang war diese Liste kein Gegenstand systematischer Forschung. Mit Bezug auf die Publikationen und Vorträge Dieter Wesps hat die Stadt Frankfurt 2018 beschlossen, die Vorgänge umfassend untersuchen zu lassen. Die Arbeit wurde vom Fritz-Bauer-Institut übernommen.
ERINNERUNGSFILM an die FAMILIE BEIT VON SPEYER von Dieter Wesp „Die Stadt wusste, dass sie die Grundstücke unter Wert kauft.“ Dieter Wesp
.Dieter Wesp beschreibt am Beispiel der VILLA der Familie BEIT VON SPEYER, der heutigen VILLA KENNEDY, die “Arisierung” jüdischer Immobilien der Stadt FRANKFURT AM MAIN.
Dieter Wesp recherchierte umfangreich die wechselhafte Geschichte des Hauses, das 1902 von dem jüdischen Bankier Eduard Beit von Speyer in Frankfurt erbaut wurde. Infolge der nationalsozialistischen „Arisierung“ mussten die Erben die Villa weit unter Wert an die Stadt Frankfurt verkaufen. In dem Kurzfilm erinnert der Stadthistoriker Dieter Wesp an die Familie Beit von Speyer.
Wir danken Dieter Wesp & allen an dem Film Beteiligten.
Kamera & Schnitt: Simon Stadler
Musik: Elias Lenzen
.Interview Journal Frankfurt mit Dieter Wesp
Die Weißwäscher – “Arisierung” jüdischer Immobilien durch die Stadt Frankfurt am Main.