München Geschichten Josef Edlmann
Lindwurmstraße 33, Rückgebäude, 80337 München
Am 27. April 2025 wurde im Rahmen der Erinnerungsinitiative Denk Mal Am Ort (DMAO) in München an der Lindwurmstraße 33 an den Zeugen Jehovas Josef Edlmann erinnert, der hier mit seiner Familie lebte. Josef Edlmann starb im KZ Stutthof, weil er an seinen christlichen Grundsätzen als Zeuge Jehovas festgehalten hatte. Er weigerte sich im KZ Dachau, ein Soldatenlied zu singen und er lehnte es ab, die von der SS vorgelegte Loyalitätserklärung zu unterzeichnen. Wenn er durch Unterschrift dem NS-Staat seine Loyalität bekundet hätte, wäre er befreit worden. Etwa fünfzig Anwesende lauschten den Ausführungen der Historikerin Lisa-Katharina Strohmeier und der aus Berlin angereisten Petra Michalski, die über die Rettung der Familie ihres Mannes Franz Michalski berichtete. Die jüdische Lilli Michalski konnte mit ihren beiden Söhnen Franz und Peter durch die Hilfe von Zeugen Jehovas gerettet werden.
.Wegen einer Broschüre denunziert und als Zeuge Jehovas im Konzentrationslager ermordet: Josef Edlmann
Ein Stolperstein an der Lindwurmstraße 33 erinnert an den Tischler Josef Edlmann. Der Zeuge Jehovas wurde denunziert und starb 1945 im Konzentrationslager Stutthof, nachdem er fast acht Jahre in verschiedenen Lagern gefoltert worden war. Der politische KZ-Häftling Alfred Hübsch berichtet in seinen geheimen Aufzeichnungen über das mutige Verhalten und die Leiden von Josef Edlmann im KZ Dachau.
Ein Stolperstein an der Lindwurmstraße 33 erinnert an den Tischler Josef Edlmann, der von einem Beamten der Stadt München denunziert wurde. Dem Beamten war bei einem Besuch bei einer Nachbarin der Edlmanns eine biblische Broschüre der Zeugen Jehovas aufgefallen, die sie von Edlmann erhalten hatte. Am 18. Februar 1937 wurde Josef Edlmann um 4.30 Uhr nachts von der Gestapo aus dem Schlaf gerissen und verhaftet. Seine vier Kinder im Vorschulalter sahen ihren Vater nie wieder. Frieda Edlmann, keine Zeugin Jehovas, lehnte es trotz Druck ab, sich von ihm scheiden zu lassen.
Nach seiner Gefängnishaft wurde Edlmann 1937 ins KZ Dachau deportiert. Dort hielt der politische Häftling Alfred Hübsch in seinen geheimen Aufzeichnungen fest, Edlmann sei „geschlagen, getreten, gestoßen“ worden, weil er sich weigerte, ein Soldatenlied zu singen. Wiederholt habe er die Prügelstrafe erhalten. Man habe Druck auf die Zeugen Jehovas ausgeübt, einen Vordruck zu unterschreiben, ihre Lehre abzulehnen und Heeresdienst zu leisten. Dadurch hätte sich Josef Edlmann befreien können. Aber er lehnte es, wie die meisten Zeugen Jehovas ab, dem NS-Regime eine Loyalitätserklärung abzugeben. 1939 kam Josef Edlmann ins KZ Mauthausen. Nach acht Jahren Haft starb er 1945 im KZ Stutthof.Die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas wurde schon wenige Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland verboten. Das Vorgehen gegen sie wurde auch von der Evangelischen und Katholischen Kirche unterstützt. Die Angriffe gegen die Glaubensrichtung bezogen sich auf die Kriegsdienstverweigerung ihrer Angehörigen sowie die Predigt des bevorstehenden Untergangs „der ‚Alten Welt‘ und der sie tragenden Mächte ‚Politik, Kapital und Kirche‘, die scharfe antiklerikale Polemik der Bibelforscher, die Lehre von der Gleichheit der Rassen sowie die ‚Fremdlenkung‘ der Glaubensgemeinschaft aus den USA.“ (Garbe 2018, S. 9) Den Zeugen Jehovas wurde die für die Ausübung ihres Glaubens zentrale Missionstätigkeit untersagt, ihre Schriften wurden beschlagnahmt.



Von Christoph Wilker